Der heutige Weltkindertag steht unter dem Motto »Mit Kinderrechten in die Zukunft«. Ein zentrales Recht, das in der UN-Kinderrechtskonvention festgelegt ist, betrifft die Privatsphäre von Kindern. Ein Aspekt, der uns in der Schulplanung besonders am Herzen liegt.
Bei der Gestaltung moderner Lernräume verfolgen wir das Ziel, Frontalunterricht mit individuellen und kooperativen Lernformen zu vereinen. Unsere Räume sind offen, multifunktional und darauf ausgelegt, Flexibilität und Selbstlernkompetenz zu fördern. Doch je offener und transparenter die Schulgebäude werden, desto drängender stellt sich die Frage: Haben Schüler:innen genügend Rückzugsorte? Wo können sie für einen Moment Ruhe finden, wenn sie allein sein oder sich mit dem:der Freund:in ungestört austauschen möchten? Reichen Zwischenbereiche wie Treppenhäuser, Flure oder Foyers aus, oder bleibt die Schultoilette der einzige private Raum? Was passiert, wenn auch diese immer offener gestaltet wird, um z.B. Vandalismus vorzubeugen?
Mit der Einführung von Ganztagsangeboten verbringen Grundschulkinder unter der Woche inzwischen einen Großteil ihrer Zeit in der Schule. Sie ist längst nicht mehr nur Lernort, sondern auch Lebensort geworden. Damit einher geht die Verantwortung, den Kindern das Gefühl zu geben, sich in der Schule »wie zuhause« zu fühlen – ein Zuhause, das über die Schultoilettenkabine hinaus echte Rückzugsorte bietet.
Im Rahmen unserer Arbeit stehen wir in ständigem Dialog mit Lehrkräften und Schulen, um diese Bedürfnisse besser zu verstehen und in unsere Planungen zu integrieren. Denn eines ist klar: Nur mit dem Recht auf Privatsphäre und Raum für Rückzug können Kinder ihr volles Potenzial ausschöpfen und in einer Umgebung aufwachsen, die nicht nur das Lernen, sondern auch das Wohlbefinden in den Mittelpunkt stellt.
Besonders in Ganztagsschulen, die für viele Kinder fast zu einem zweiten Zuhause werden, müssen wir Räume schaffen, die Rückzug und Geborgenheit bieten – jenseits von Fluren und Toiletten.