G20 + H17 = GH37. Was wie eine mathematische Formel klingt, beschreibt die Zusammenlegung zweier Schulen an einem Standort. Und davon gibt es in Bergedorf viele. Neben mehr als zehn Grundschulen, fünf Stadtteilschulen und vier Gymnasien wurde der Hamburger Stadtteil nun rein auf den Standort bezogen um eine entschlackt. Das pädagogische Angebot bleibt gleich, wurde aber auf komprimierter Fläche neu strukturiert und im laufenden Betrieb in mehreren Bauabschnitten realisiert.
18.000 m² im laufenden Betrieb umzubauen, grenzt schon an eine logistische Meisterleistung. Gemeinsam mit unseren Fachplanerinnen und Fachplanern haben wir einen Masterplan erarbeitet, den wir in den letzten Jahren Stück für Stück realisieren konnten, während der Schulalltag um uns herumtobte.
Wer im Glashaus sitzt, sollte zumindest in der Berufsschule GH37 nicht mit Steinen werfen. Sowohl das komplett entkernte und grundlegend umgestaltete Foyer als auch die umsäumenden Lernwelten sind umlaufend verglast. Transparenz wird in diesem Konzept groß geschrieben und ermöglicht somit (Sicht-)Bezüge über die Geschosse hinweg. Dabei überall präsent? Die Farbe Blau. Die Fensterelemente der Fassade wurden zwar im Zuge der energetischen Sanierung ausgetauscht, um aber den prägnanten Charakter des Gebäudes zu erhalten im identischen Farbton wiedereingebaut. Und als Kontrast dazu: Mensa und Aufenthaltsbereiche in Rot und Gelb-Orange.
Auf drei Geschossen erstrecken sich Lernwelten und Fachraumcluster, die durch Kommunikationszonen miteinander verbunden sind. Dort wird gemeinschaftlich gelernt und gearbeitet oder einfach nur entspannt. Die Akustikdecken und Lüftungselemente werden hier zum gestalterischen Element. Unterschiedliche Deckenhöhen zonieren den Raum und grenzen Bewegungs- und Lernzonen räumlich und farblich voneinander ab. Sofas, Sitzecken und Poufs können der Situation entsprechend umfunktioniert werden, sodass Einzel- und Gruppensessions möglich sind. Ist der Klassenraum für die Gruppe zu klein, werden die großflächigen Fensterelemente geöffnet und der konventionelle Raum erweitert.
Was heute so leicht, offen und gläsern aussieht, war vorher ziemlich dunkel und verbaut. Um modernen, pädagogischen Anforderungen zu entsprechen, musste das Gebäude im Inneren fast vollständig entkernt werden, sodass eine nachhaltige und wirtschaftliche Nutzung ermöglicht wird. Und apropos nachhaltig: Um die Reflexionsfläche der Sonne zu reduzieren und damit die Räume vor Wärme zu schützen, sind die Dächer extensiv begrünt. Zusätzlich wurden alle Fensterelemente in identischer Farbgebung ausgetauscht und mit außenliegendem Sonnenschutz versehen.
Der komplexe Grundriss der Schule war ein planerischer Kraftakt. Während der Bauphase sind wir immer wieder auf Überraschungen gestoßen, die dafür gesorgt haben, dass wir umplanen mussten. Aber der lange Atem hat sich gelohnt.
Wie gehe ich als Planungsbüro damit um, wenn eine Farbe wie das Blau der Fassade dermaßen dominant den Ton angibt? Entweder stülpe ich dem Gebäude ein neues Gewand über und verwirkliche mich selbst oder ich arbeite mit dem Vorhandenen und kitzle die Identität des Gebäudes hervor.
