Neben Mümmelmannsberg, Steilshoop und Kirchdorf Süd wurde auch der Osdorfer Born in den 60er Jahren als Großwohnsiedlung konzipiert und errichtet. Das Hochhaus-Viertel im Westen Hamburgs galt damals als eine der ersten Plattenbaugroßsiedlungen der Stadt, die aus akuter Wohnungsnot heraus entstand. An Stadtteilen wie diesen scheiden sich die Geister: Von vielen Menschen als menschenfeindlich und kalt kritisiert, wird von einem Großteil der Stadtteilbewohner:innen die Lebensqualität und das Zusammengehörigkeitsgefühl als durchaus positiv bewertet. Und die Lebensqualität im Hochhausensemble Bornheide 80/82, dem höchsten alleinstehenden Gebäude des Stadtteils, ist nochmal gestiegen. Denn rund 50 Jahre nach der Errichtung war es an der Zeit für eine grundlegende Sanierung.
- Projekt
- Sanierung und Modernisierung
- Bauherr
- altoba - Altonaer Spar- und Bauverein
- Leistung
- 2-8 HOAI
- Lage
- Stadtteil Osdorf in Hamburg
- Landschaftsarchitektur
- MERA - Landschaftsarchitektur für Mensch und Raum
- Besonderheit
- Sanierungspreis 2021 in der Kategorie Metall I Brillux Design Award 2023 in der Kategorie Wohnbauten
- Fotografie
- Fotografie Dorfmüller & Klier
Das Wohnhochhaus Bornheide ist nur im übertragenen Sinne 'Tatort' des Geschehens. Axel Milberg und Lars Eidinger erprobten für den Dreh des ARD-Krimis bereits die Stabilität der Balkonelemente.
Die Bewohner:innen mussten während der Bauzeit teilweise in Ausweichwohnungen untergebracht werden, da in allen Wohnungen Sanitäreinrichtungen modernisiert, Leitungen erneuert und Fenster ausgetauscht wurden. Küchen, Fassaden, das Dach und die gesamte technische Ausstattung des Gebäudes wurden erneuert. Aber für den Werterhalt der Immobilie und auch für den Wohnkomfort der Bewohner:innen hat sich der Kraftakt definitiv gelohnt. Insgesamt befinden sich 166 Wohneinheiten im zweiteiligen 18- bzw. 16-geschossigen Wohnhaus. Zusätzlich wurden im Erdgeschoss fünf Wohnungen zu einer integrierten Tagespflegeeinrichtung umgenutzt, die es den Bewohner:innen des Hauses ermöglicht, so lange wie möglich im gewohnten Umfeld zu leben.
Um dem Gebäudeblock als solches die Massivität zu nehmen, besteht der Großteil der Metallfassade aus kontrastarmen, changierenden Grautönen. Durch Vor- und Rücksprünge, Balkone und Treppenkerne besteht der Baukörper aus 46 einzelnen Fassadenflächen, für die insgesamt 17.855 Schare, also Metallbänder, in unterschiedlichen Grautönen, Breiten und Längen produziert wurden. Die Metallplatten sind hochwertig und widerstandsfähig und erfüllen mit der ebenfalls erneuerten Dämmschicht alle Brandschutz- und energetischen Richtlinien. Zuvor bestand die Dämmschicht hinter der Fassade aus gepressten Holzspänen, die brennbar sind und im Rahmen einer Fassadenuntersuchung 2017 unverzüglich ausgetauscht werden mussten.
Stadteinwärts führt kein Blick am Wohnhochhaus Bornheide vorbei. Grund genug, das ehemals monotone Erscheinungsbild mit bewusst gewählten Farbakzenten zu versehen, um den bunten und lebendigen Stadtteil auch an der stadtbildprägenden Fassade widerzuspiegeln. Die glänzenden Balkonelemente sind farbenprächtig und ähneln in den unterschiedlichen Rottönen zur richtigen Tageszeit einem prächtigen Sonnenuntergang inmitten der Stadt. Die Wandfarben der Laubengänge auf der Nordseite der Fassade greifen die jeweiligen Farbtöne auf.