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UMBAU
Rindermarkthalle

UMBAU Rindermarkthalle

Als Amüsiermeile weit über die Tore Hamburgs bekannt, bietet St. Pauli neben dem bunten Nachtleben auf der Reeperbahn und Hafen aber noch viel mehr: Eine der größten Parkanlagen, Hamburgs höchstes Gebäude, den Hamburger Dom, den Medienbunker und in direkter Nähe dazu die traditionsreiche Rindermarkthalle. Wo früher der zum Schlachthof gehörende Viehhandel von 2.500 Rindern und etwa 5.000 Schafen Platz fand, ist heute Raum für kulinarischen Genuss und soziokulturellen Austausch.

Projekt
Rückbau und Instandsetzung
Bauherr:in
Sprinkenhof GmbH
Leistung
3-4 HOAI
Fläche
36.000 qm BGF
Lage
Neuer Kamp 31 in Hamburg
Fotografie
Franziska Glück
Besonderheiten
Denkmalgeschütztes Gebäude I Beitrag beim Tag der Architektur 2015 I Beitrag im Jahrbuch 2015/16 I Europäischer Innovationspreis 2015

1888 gebaut, zerstört im zweiten Weltkrieg und 1951 wiederaufgebaut. Die Rindermarkthalle trägt ein ganzes Päckchen Historie mit sich rum. Und auch die heutige Art der Nachnutzung, die 2012 - 2015 geplant und realisiert wurde, haben die Hamburger Behörden behutsam durchdacht: Nachdem der Antrag für eine Music Hall für 4.000 Besuchende abgelehnt wurde, traf das Nutzungskonzept mit Markthalle, Moschee, Arztpraxen, stadtteilnahe Initiativen & Co mitten ins Schwarze. Und die denkmalgeschützte Hülle vereint alles unter einem Dach.

Unser Credo für den denkmalgeschützten Bau: Erhalten, was noch gut ist und den Rest in alter Form erneuern. Denn genau so passt die Markthalle mit ihrer zufällig wirkenden Planung eines temporären Marktstandes zum rauen Charme des Stadtteils.

In enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt, Bauphysik und Statik wurde eine umfangreiche Instandsetzung der zweischaligen Klinkerfassade herbeigeführt. Die ursprünglichen Fassaden wurden vorsichtig freigelegt, die Fehlstellen durch möglichst ähnlich aussehende Steine von Hand ausgebessert und das gesamte Fugennetz erneuert. Auch die künstlerischen Reliefs von Ernst Hanssen neben dem Haupteingang der Markthalle wurden wiederaufbereitet. Firmenlogos und Reklametafeln nehmen sich gekonnt zurück und bieten der Fassade die Bühne, die sie verdient.

Zu seiner Entstehungszeit war das Gebäude eine der größten, freitragenden Stahlbauhallen Europas. Um noch möglichst lange Freude an dieser Konstruktion zu haben und die Korrosionsmängel an Hohldielen und vorgespanntem Beton auszubessern, wurden die Stahlbetonteile und das Stahl-Dachtragwerks durch ein komplett neues ersetzt. Im gleichen Zuge wurden auch die Dacheindeckung und die Verglasung der Oberlichter durch heutigen Standard ausgetauscht.

Rindermarkthalle
Lageplan
Erdgeschoss
Obergeschoss
Schnitt
Schnitt

Ganz so wild wie auf dem Hamburger Fischmarkt gebaren sich die Marktschreienden hier zwar nicht, in Sachen Atmosphäre steht die Rindermarkthalle der Touristenattraktion aber in nichts nach. Mit freiliegenden Lüftungsrohren unter der Decke, jeder Menge Stahl, Holz, Industrie-Estrich und nackten Wänden wabert Industrie-Charme durch die Halle und verleiht dem Besuch genau die Unperfektion, nach der solche Orte verlangen.

Stimmen aus dem Team

Im Inneren der Rindermarkthalle wuselt es wie in einem Wimmelbild. Es ist bunt, es riecht, es inspiriert und es schreit laut St. Pauli.

Maximilian

Die Momente, in denen wir sehen können, wie unsere Architektur von den Leuten im Viertel angenommen und zu Eigen gemacht wird, sind die, für die wir unseren Job machen.

Holger